Fehlgeburt
Sporadische Fehlgeburten
Die Fehlgeburt, also das Absterben oder die Fehlentwicklung einer Schwangerschaftsanlage oder der Abgang einer womöglich noch vitalen Schwangerschaft – stellt die häufigste schwere Komplikation einer Schwangerschaft dar. Bei jungen Frauen endet nahezu jede siebente Schwangerschaften als Fehlgeburt, bei zunehmenden Alter einer Frau nimmt diese Häufigkeit noch weiter zu: So muss bei einer Frau von über 40 in fast jeder dritten Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt gerechnet werden: Die mit Abstand häufigste Ursache von Fehlgeburten ist eine sporadische chromosomale Störung der zugrundliegenden Eizelle, wobei der Körper der Frau diese Störung meist in einem frühen Entwicklungsstadium der Schwangerschaft wahrnimmt und den weiteren Verlauf dann frühzeitig unterbindet. Grundsätzlich lässt sich eine chromosomale Auffälligkeit am Schwangerschaftsmaterial mittels einer genetischen Untersuchung nachweisen. Das mit Abstand häufigste Ergebnis einer derartigen Untersuchung – der Nachweis einer sporadischen chromosomalen Störung – bedeutet im Regelfall, dass das Fehlgeburtsrisiko für nachfolgende Schwangerschaften nicht nennenswert erhöht ist – also dem vergleichsweisen Altersrisiko entsprecht.
Einzelne oder gehäufte (habituelle) Fehlgeburten
Sie werden schwanger, können das Kind aber nicht halten? Die Frucht ist abgestorben (verhaltener Abort/missed abortion)? Oder es hat geblutet und die Schwangerschaft ist abgegangen? Konnte man vor der Fehlgeburt im Ultraschall einen Embryo erkennen? war eine Herzaktion zu sehen? Haben Sie womöglich schon mehrere Fehlgeburten durchlitten? Ist der Verlauf jedes Mal ähnlich oder unterschied sich der Ablauf der Schwangerschaften? Konnte das Gewebe mikroskopisch und/oder genetisch untersucht werden? Gibt es schon weitere Untersuchungen nach möglichen Ursachen der Fehlgeburten? Gibt es Therapievorschläge für eine weitere Schwangerschaft?
Ich habe mich seit vielen Jahren sehr intensiv mit den vielfältigen Ursachen einmaliger und gehäufter (rezidivierender) Fehlgeburten beschäftigt. Ich habe dabei sehr viele Paare mit Fehlgeburten beraten und betreut und ich kenne das Leid und die Verunsicherung, die sich oft im Leben betroffener Paare breit machen. Wesentlich zu klären ist zunächst: handelt es sich um eine oder mehrere sporadische Fehlgeburten, denn diese Fälle sind zwar äußerst belastend, es liegt aber kein konkretes Wiederholungsrisiko vor. Hier geht es also wesentlich um „Beistand“ und um „Stress-Reduktion“ und eine medizinische, womöglich nebenwirkungsreiche Behandlung ist nicht erforderlich und birgt womöglich sogar unnötige Risiken (und/oder Kosten)! Oder liegt ein grundsätzliches medizinisches Problem vor? in diesem Fall muss man womöglich mit einem hohen Wiederholungsrisiko für weitere Fehlgeburten rechnen. Ohne zielführende Diagnostik und Kenntnis der Ursachen haben weitere Schwangerschaften oft nur geringe Chancen auf eine normale Geburt und erhöhen das Leiden nur noch zusätzlich! Hier ist es von großer Bedeutung die therapeutischen Möglichkeiten zu kennen und zielgerichtet zu nutzen.
Ich biete Ihnen gerne meine umfangreiche Erfahrung an, um Ihre konkrete Situation, alle bisherigen Schwangerschaften und alle vorliegenden Befunde im Rahmen einer Online-Konsultation zu begutachten. Wir können dabei in Ruhe alle offenen Fragen zum Sinn und zu möglichen Konsequenzen vorliegender oder ergänzender Untersuchungen besprechen. Besonders wichtig ist es dabei vor allem auch, alle möglichen Therapieoptionen in Hinblick auf eine weitere Schwangerschaft zu besprechen und in Ihrem Sinne abzuwägen.
Systematische Wiederholungs-Ursachen
Ganz anders ist die Situation bei sogenannten systematischen Ursachen von Fehlgeburten: so können anatomische Besonderheiten (Myome, Verwachsungen in der Gebärmutter, angeborene Anlage-Störungen der Gebärmutter) Ursache gehäufter Fehlgeburten sein. In diesen Fällen muss man auch für nachfolgende Schwangerschaften mit einem deutlich erhöhten Fehlgeburts-Risiko rechnen. Weitere Ursachen können infektiologischer, hormoneller, immunologischer Natur sein und in vielen dieser Fälle kommt es auch bei nachfolgenden Schwangerschaften immer wieder zu Fehlgeburten. Entsprechend ist es von sehr hoher Bedeutung, diese Fehlgeburts-Ursachen zu erkennen und gezielte Therapiestrategien für eine weitere Schwangerschaft zu nutzen. Beispielhaft ist beim unbehandelten Anti-Phospholipid Syndrom (APS) in etwa 80 bis 90% mit wiederholten Fehlgeburten zu rechnen und es erscheint vor einer weiteren Schwangerschaft von allergrößter Bedeutung, dieses Problem mittels geeigneter Blutuntersuchungen zu identifizieren, zumal eine relativ einfache, gut verträgliche medikamentöse Therapie die Fehlgeburtswahrscheinlichkeit sehr deutlich, nämlich auf etwa 15 bis 20% reduzieren kann.
M2-Haplotyp des Annexin A5 Gens (M2/ANXA5)
Annexin A5 ist ein wichtiger Schutz-Faktor, der an der Oberfläche des Mutterkuchens das Blut gegen Verklumpung schützt und flüssig hält. Menschen mit der genetischen Variante M2 haben eine deutlich verminderte Schutz-Aktivität des Annexin A5 und wir konnten am LMU-Kinderwunschzentrum zeigen, dass Frauen mit mehreren Fehlgeburten gehäuft Trägerinnen dieses M2-Haplotyps sind. Darüber konnten wir zeigen, dass die Trägerschaft des M2-Haplotyps auch deutlich gehäuft bei den Partnern von Frauen mit mehreren Fehlgeburten nachweisbar ist. Damit haben wir möglicherweise auch eine relativ häufige väterliche Ursache für Fehlgeburten identifiziert. Mittlerweile haben wir für betroffene Paare auch erste Hinweise auf eine wirksame Therapieoption für nachfolgende Schwangerschaften. Zu Details stehe ich Ihnen hier gerne im Rahmen eines ausführlichen Online-Termins zur Verfügung.
Anti-Trophoblast Antikörper
Eine wichtige immunologische Ursache für Fehlgeburten, der ich schon während meiner Fellowships am Center for Reproduction and Transplantation Immunology (Indianapolis, USA) intensiv nachgegangen bin, ist die Bildung von Antikörpern gegen das Gewebe des Mutterkuchens (Trophoblast). Tatsächlich konnten wir nachweisen, dass einige Frauen das zur Hälfte vom Vater vererbte Mutterkuchengewebe als fremd erkennen und daher dagegen Antikörper produzieren – sogenannte Anti-Trophoblast-Antikörper (ATAK). Diese Antikörper greifen den Mutterkuchen an und sie behindern die Bildung des Schwangerschaftshormons (HCG), womit verständlich wird, warum diese Frauen immer wieder Fehlgeburten erleiden. Bei nachfolgenden Arbeiten am LMU-Kinderwunschzentrum konnten wir eine standardisierte Nachweismethode für ATAK etablieren und damit zeigen, dass bei Frauen nach Fehlgeburten in 17% und bei Frauen mit 3 und mehr Fehlgeburten in 34% ATAK nachweisbar sind.
Therapieoptionen beim Nachweis von Anti-Trophoblast-Antikörpern (ATAK): Mittlerweile konnten wir am LMU-Kinderwunschzentrum eine aussichtsreiche Therapieoptionen für ATAK-positive Fehlgeburts-Patientinnen etablieren. Bei diesen Patientinnen konnten wir bei nachfolgenden Schwangerschaften mittels regelmäßiger Lipid-Infusionen die Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten deutlich reduzieren und fast alle so behalten Patientinnen konnten gesunde Kinder zur Welt bringen. Wenn Sie Fragen zum Nachweis von Anti-Trophoblast-Antikörpern oder zur Therapie mit Lipid-Infusionen haben, stehe ich Ihnen gerne im Rahmen eines ausführlichen und persönlichen Online-Termins zur Verfügung.
Weitere mögliche Ursachen – Sinn und Unsinn von Therapieoptionen
Bei Frauen mit Fehlgeburten finden sich gehäuft Auffälligkeiten im Bereich der Blutgerinnung und man vermutet, dass eine verstärkte Blutgerinnung womöglich die Blutversorgung der frühen Schwangerschaft beeinträchtigt und damit das Wachsen und die normale Entwicklung behindert. Allerdings sind therapeutische Ansätze in diesen Fällen – vor allem die Gabe von Aspirin und/oder von Heparin – nicht unumstritten. Tatsächlich ergab eine große deutsche Studien an der wir mit unserem LMU-Kinderwunschzentrum maßgeblich beteiligt waren keinen erkennbaren Vorteil für diese Intervention.
Auch differenzierte immunologische und infektiologische Untersuchungen an der Gebärmutterschleimhaut – der Nachweis von NK-Zellen sowie der Nachweis einer sogenannten chronischen Endometritis (CE) – scheinen trotz anfänglicher Zuversicht weitgehend bedeutungslos für eine Erklärung gehäufter Fehlgeburten oder auch für die Auswahl einer Therapie nachfolgender Schwangerschaften. Tatsächlich zeigen aktuelle Ergebnisse, dass die Schwangerschafts-Prognose CE-positiver Patientinnen ohne eine antibiotische Therapie offenbar am günstigsten ist.
Grundsätzlich gibt es eine kaum noch überblickbare Vielzahl möglicher diagnostischer und therapeutischer Optionen bei gehäuften Fehlgeburten – und diese sind leider keineswegs immer sinnvoll. Zudem sollte man sich stets auch über mögliche Risiken und Nebenwirkungen informieren. Es empfiehlt sich jedenfalls vor allem bei „neuartigen“ und noch nicht ausreichend belegten Interventionen zunächst durchaus skeptisch zu bleiben. Auf jeden Fall sollte man stets den Aufwand, die Kosten und vor allem auch mögliche Risiken und Nebenwirkungen für Mutter und Kind im Auge behalten werden, vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Evidenz einer tatsächlichen belegbaren Wirksamkeit. Wenn Sie sich unsicher sind zu Sinn oder Unsinn aufwändiger oder invasiver diagnostischer Interventionen stehe ich Ihnen sehr gerne für eine unabhängige Zweitmeinung im Rahmen eines persönlichen Online-Termins zur Verfügung.